Italienische Lacke im sensorischen Erbe des 19. Jahrhunderts

Érika Wicky, Ph.D.

Lacke spielten sowohl in der Geschichte der materiellen Kultur als auch des sensorischen Erbes eine wichtige Rolle. Während sie Holz und bemalte Oberflächen schützen und verschönern sollten, indem sie sie glatt und glänzend machten, wurden Lacke wegen ihres starken Geruchs als unangenehm empfunden. An der Schnittstelle zwischen sensorischen Studien und technischer Kunstgeschichte angesiedelt, zielt diese Untersuchung darauf ab, die polysensorische Dimension der Geschichte der Lacke im 19. Jahrhundert zu beleuchten, insbesondere die Spannung zwischen Interesse und Abneigung gegenüber Lacken. Bevor die Lacke durch die ersten synthetischen Harze um 1900 verändert wurden, hörten viele Maler des späten 19. Jahrhunderts auf, ihre Werke zu lackieren, weil sie der Meinung waren, dass dies im Widerspruch zur modernen Ästhetik stand. Im gleichen Zeitraum wurden frühe moderne Lacke zum Gegenstand historischer Rekonstruktionsversuche und technischer Abhandlungen, die zur Verbesserung der Restaurierungstechniken beitrugen und es den Malern ermöglichten, alte Lackiertechniken wiederzuentdecken. Das Projekt befasst sich mit den sensorischen Aspekten der Verwendung und Nichtverwendung, sowie der Herstellung von Lacken im Italien des 19. Jahrhunderts. Auf der Grundlage historischer Quellen (technische Abhandlungen, kritische Rezeption usw.) und Interviews, in denen Restauratoren ihre Erfahrungen und ihr technisches Wissen mitteilen, wird ein polysensorischer Ansatz für die Geschichte der Kunst und des kulturellen Erbes herausgearbeitet.

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