Für eine transdisziplinäre Kunstgeschichte avant la lettre

Maria Teresa Costa

Um 1900 befindet sich die Kunstgeschichte an einem Schlüsselpunkt ihrer Geschichte, indem sie kritisch über ihre institutionalisierten Gegenstände und Methodologie nachdenkt und für eine Überschreitung ihrer disziplinären Grenzen plädiert. Auf der Suche eines Kriteriums der "Wissenschaftlichkeit" (Kunstwissenschaft) haben eine Reihe deutschsprachiger Autoren – u.a. Aby Warburg, Alois Riegl, Franz Wickhoff, Heinrich Wölfflin und Wilhelm Worringer – einen Paradigmenwechsel in der Methodologie der Kunstgeschichte verursacht, der das Fach zu einem äußerst produktiven Dialog mit anderen Disziplinen und Fragenstellungen öffnete und sich stark auf andere sprachliche und kulturelle Kontexte auswirkte.

Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die Kunstwissenschaft um 1900 (sowohl durch eine Analyse des kunstgeschichtlichen Schreibens, als auch der Museums- und Ausstellungspraxis) als Modell für eine transdisziplinäre und transkulturelle kunstgeschichtliche Methode zu untersuchen. Dadurch soll ein Überblick über die materielle Kultur um 1900 und deren Epistemologie entstehen. Eine Geschichte der kunsthistorischen Ansätze dieser Autoren zu untersuchen, heißt nämlich auch die Mediengeschichte, d.h. die technischen und materiellen Bedingungen zu rekonstruieren, durch die Bilder zirkulieren und sich in neuen kulturellen Kontexten verwandeln. Damit soll die historische Perspektive der Fachgeschichte mit der heutigen kritischen Befragung des Faches angesichts einer Global Art History untersucht werden, in deren Zentrum die Erweiterung der Disziplin aus einer kulturgeografischen Perspektive sowie die Anwendbarkeit ihrer Methoden liegen.

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