Jahresberichte der Max-Planck-Gesellschaft

2022

  • Abfall, Kulturerbe und Kunstgeschichte

    2022 Borgo, Francesca
    Ein Projekt an der Bibliotheca Hertziana befasst sich mit „Abfall“ und „Kulturerbe“ und den Wechselwirkungen zwischen diesen Bereichen. In einem historischen Ansatz werden Nebenprodukte frühmoderner künstlerischer Prozesse analysiert, die nicht weggeworfen, sondern wiederverwendet und in anderen Objekten weiterverarbeitet wurden. Ein zweiter Ansatz nimmt auch einen aktuellen Bezug auf und untersucht die Rolle, die Abfall als kulturelles Produkt bei der Formung unserer Gesellschaften seit jeher gespielt hat. Hier knüpft die von der Forschungsgruppe initiierte „Wastework“-Initiative an.

2021

  • Neapel im Film (1932–1963). Urbanistik, Raum, Zeit

    2021 Carlo Ugolotti
    Ein Projekt an der Bibliotheca Hertziana untersucht die filmische Darstellung des Stadtraums von Neapel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – vom Kino des Faschismus bis zum Anfang der 1960er-Jahre. Dabei ist die Frage leitend, wie das Bild der Stadt im Lauf der Jahrzehnte durch den Film gestaltet und geprägt wurde. Um herauszufinden, wie Neapel zu einem einzigartigen Schauplatz für das italienische Kino wurde, werden häufig wiederkehrende filmische Motive aus der Stadt in zeitlicher und räumlicher Perspektive erfasst und ausgewertet.

2020

  • Sakralen Raum kartieren

    2020 Scirocco, Elisabetta; Longo, Ruggero

    Eine mittelalterliche Kirche war ein komplexes System, in dem Räume und ihre Ausstattung durch Gegenstände und Dekorationen den Rahmen für die Liturgie vorgaben, aber auch Schauplatz einer ganzen Reihe weiterer gesellschaftlicher Handlungen waren. Durch die Einbindung von archäometrischen Analysen in die Forschungsmethoden von Archäologie und Kunstgeschichte sowie mit Hilfe digitaler Technologien untersucht ein Projekt der Bibliotheca Hertziana Formen, Funktionen und Ästhetik mittelalterlicher Sakralräume durch Digital Mapping und 3D-Rekonstruktionen.

2019

  • Das vormals Unsichtbare vermitteln: Antoni van Leeuwenhoek und seine mikroskopischen Experimente

    2019 Fransen, Sietske; Cocquyt, Tiemen; van Egmond, Wim; Kusukawa, Sachiko

    Um die visuelle Kommunikation neuer wissenschaftlicher Entdeckungen im 17. Jh. besser zu verstehen, konzentriert sich dieses Projekt auf den Naturforscher Antoni van Leeuwenhoek. Mit Experten für visuelle Kultur, frühneuzeitliche Mikroskopie und moderne Mikrofotografie wurden die erhaltenen mikroskopischen Präparate Leeuwenhoeks durch eines seiner selbst gefertigten Mikroskope untersucht. Die Ergebnisse wurden mit seinen Originalbriefen und Zeichnungen verglichen, wodurch neue Erkenntnisse über den epistemologischen Wert von Abbildungen in der Mikroskopie des 17. Jh. gewonnen werden konnten.

2018

  • Gegenwartsfabrik Ausstellung. Rom in der Nachkriegszeit

    2018 Bremer, Maria
    Das Projekt untersucht anhand des römischen Kontexts der Nachkriegszeit das Potenzial von Ausstellungen, die Geschichte der Gegenwart zu schreiben. Mit den expositorischen Gegenwartskonzepten aus dieser Zeit greife ich frühe ortsspezifische Lesarten des Zeitgenössischen auf. Diese sollen Alternativen zum heutigen einseitigen Verständnis des Begriffs bieten, das ihn als Effekt globaler Ökonomien deutet.

2017

  • Materialität und Idolatrie: Römische Imaginationen der heiligen Rosa von Lima

    2017 Weddigen, Tristan

    Bei der Missionierung der Neuen Welt dienten Kunstwerke dazu, den katholischen Glauben und den rechten Bilderkult zu verbreiten. Als Rosa de Santa María aus Lima 1668 seliggesprochen und 1671 kanonisiert wurde, musste ihre Ikonografie geschaffen und bekannt gemacht werden. Ein Gemälde von Lazzaro Baldi und eine Marmorskulptur von Melchiorre Cafà zeigen, wie das Machtverhältnis zwischen dem päpstlichen Rom und dem spanischen Lima künstlerisch verhandelt und dabei Fragen der Materialität und Idolatrie transkulturell ausgelotet wurden.

2016

  • Natur als kulturelle Aushandlung: Landschaftsmalerei der Niederländer in Rom

    2016 Reitz, Evelyn

    Um 1600 erlebt die moderne Landschaftsmalerei in Europa ihre erste große Blüte als eigenständige künstlerische Form. Ein Forschungsprojekt der Bibliotheca Hertziana untersucht den Anteil niederländischer Künstler in Rom an dieser Entwicklung. Im Vergleich exemplarischer künstlerischer Werdegänge zeigt sich, dass die neue Sicht auf die Landschaft nicht allein aus einem intensiven Naturstudium hervorgeht, sondern auch Ergebnis eines vielschichtigen kulturellen Austauschs ist, der mit einer Migrationserfahrung beginnt.

2015

  • Historische Raumkonstruktionen von Stadt und Land im vormodernen Italien

    2015 Michalsky, Tanja

    Historische Räume lassen sich nur anhand ihrer Darstellungen in verschiedenen Medien rekonstruieren. Ein Projekt an der Bibliotheca Hertziana widmet sich neben der exemplarischen Rekonstruktion vormoderner Räume Süditaliens und Neapels den historischen Raumkonstruktionen selbst. Eine Untersuchung des Zusammenspiels mehrerer raumkonstruierender Medien soll den historischen Prozess nachvollziehen, in dem Räume kollektiv wahrgenommen und definiert wurden. Ziel ist es, ein dynamisches Raummodell zu entwickeln, in dem kunsthistorische Objekte differenzierter verortet werden können.

2014

  • Roma communis patria. Die Nationalkirchen in Rom zwischen Mittelalter und Neuzeit

    2014 Kubersky-Piredda, Susanne; Daniels, Tobias

    An der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, beschäftigt sich eine Minerva-Forschungsgruppe mit den Nationalkirchen im Rom der frühen Neuzeit. Zentral ist die Frage, wie sich kollektive Identitäten und ihre künstlerischen Ausdrucksformen in der Ewigen Stadt ausgebildet haben. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern unterzieht die landsmannschaftlichen Institutionen der Tiberstadt und ihre Kunst erstmals einer übergreifenden Analyse, um am römischen Beispiel die Grundlagen des historisch gewachsenen Europas zu verdeutlichen.

2013

2012

  • Italien in China: Die Westlichen Bauten im Alten Sommerpalast Yuanmingyuan in Beijing

    2012 Schlimme, Hermann
    In einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Beijing Tsinghua Tongheng Urban Planning & Design Institute THUPDI (Tsinghua University Beijing) und der Bibliotheca Hertziana (MPI für Kunstgeschichte, Rom) werden die Westlichen Bauten im Alten Sommerpalast Yuanmingyuan in Beijing untersucht. Die zentrale Frage ist, wie westliche Bauformen mit chinesischen Architekturauffassungen interagierten, wie die Paläste von den chinesischen Bauleuten unter Adaption vorhandener und importierter Konstruktionsweisen realisiert wurden und wie dieser interkulturelle Aspekt rezipiert wurde.

2011

  • Spazio figurato und die mittelalterliche Wahrnehmung von Raum

    2011 Geymonat, Ludovico Vittorio
    Ein Forschungsprojekt an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom) untersucht das Zusammenspiel von Kunstobjekten, Raum und Betrachtern. Mit dem Begriff des spazio figurato werden Räume bezeichnet, die konzipiert wurden, um speziell für diese Orte geschaffene Figuren erlebbar zu machen. Am Beispiel der mittelalterlichen spazi figurati geht das Projekt der Frage nach, wie sich dieses Zusammenspiel im Lauf der Zeit verändert hat und wie diese Orte rezipiert wurden.

2010

  • Optisches Wissen in der Geschichte der Malerei

    2010 Thielemann, Andreas
    Welche Verbindungen gibt es zwischen der Geschichte der Optik und der Geschichte der Malerei? Ein Forschungsprojekt an der Bibliotheca Hertziana in Rom (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte) untersucht diese Frage und orientiert sich dabei an der Systematik der klassischen Optik, die seit der Spätantike als Lehre vom Sehen und vom Licht in drei Hauptgebiete unterteilt wurde: das direkte Sehen auf der Grundlage der geradlinigen Ausbreitung von Lichtstrahlen, die Spiegelung an reflektierenden Oberflächen und die Ablenkung von Lichtstrahlen an den Grenzflächen unterschiedlich dichter Medien.

2009

  • Hitler in Rom 1938

    2009 Dobler, Ralph-Miklas
    Ein Forschungsprojekt der Bibliotheca Hertziana beschäftigt sich mit der offiziellen Kunst und Architektur im faschistischen Italien 1936 bis 1943, das heißt während der von Mussolini verkündeten „Achse Berlin – Rom“. Besonders interessiert die Selbstdarstellung des Regimes und die gegenseitige Wahrnehmung und Beeinflussung der beiden totalitären Staaten. Im Zentrum der Untersuchung steht der Besuch Adolf Hitlers in Rom im Jahr 1938, seine Vorgeschichte und die Folgen.

2008

  • Die Kunst des Schenkens: Der diplomatische Gabentausch zwischen europäischen Fürstenhöfen des 16. Jahrhunderts

    2008 Kubersky-Piredda, Susanne
    Ein Forschungsprojekt der Bibliotheca Hertziana in Rom beschäftigt sich mit dem Austausch diplomatischer Geschenke zwischen Italien und Spanien im 16. Jahrhundert. Italienische Fürsten offerierten dem spanischen König Philipp II. Kunstgegenstände, um ihre politische Loyalität zu beweisen und sich im höfischen Ränkespiel in Szene zu setzen. Die Agenten, die die Geschenke übermittelten, mussten mit den politischen Geschehnissen und den internen Machenschaften des Hofes vertraut sein. Philipp II. schickte in den 1580er-Jahren einen Hofnarren, Gonzalo de Liaño, zu diplomatischen Missionen nach Italien. Die Korrespondenz dieser Persönlichkeit bietet neue Einblicke in die Hofkultur der frühen Neuzeit.

2007

  • Der Romgedanke in der Selbstdarstellung der Familie Cesarini im Rom des 16. Jahrhunderts

    2007 Sickel, Lothar
    Im späten 15. Jahrhundert stieg die Familie Cesarini in die kirchlichen und weltlichen Adelskreise Roms auf. Dabei entwickelte sie besondere Strategien, um ihre Stellung zu festigen: Sie beanspruchte, vom antiken Uradel Roms abzustammen, und nutzte das Amt des Bannerträgers des römischen Volkes (Gonfaloniere), um ihre Verbundenheit mit den Traditionen Roms herauszustellen. Ein Projekt im Forschungsbereich „Malerei und Bildkünste der Frühen Neuzeit“ der Bibliotheca Hertziana rekonstruiert diese Strategien im Detail.

2006

  • Agenten, ein neues Forschungsfeld im Bereich der historischen Komparatistik: Der Fall des römischen Antiquars Johann Friedrich Reiffenstein (1719–1793)

    2006 Prof. Dr. Christoph Frank,
    Agenten sind in jüngster Zeit zu einem Gegenstand der historischen mitunter auch kunsthistorischen Forschung geworden. Auf der Grundlage der Korrespondenz des römischen Agenten Johann Friedrich Reiffenstein (1719–1793), die aus deutschen, italienischen und russischen Archiven rekonstruiert wurde, unternimmt das Forschungsprojekt an der Bibliotheca Hertziana den Versuch, die Kommunikationsmuster des Transfers von künstlerischen und wissenschaftlichen Konzepten aus dem Rom der Aufklärung an die nord- und osteuropäische Peripherie darzulegen.
  • Caravaggio, ein ehrenwerter Intellektueller

    2006 Ebert-Schifferer, Sybille
    Der Kultstatus des Malers Caravaggio beruht vor allem auf Klischees, die seine Biografie als krimineller Bohémien umgeben. Die erste Phase eines längerfristigen Forschungsprojekts der Bibliotheca Hertziana besteht in einer quellengestützten Untersuchung des Lebenslaufs in interdisziplinärem Kontext neuerer historischer Forschung. Es entsteht das Bild eines (fast) normalen Alltags innerhalb eines aufstiegsorientierten Mittelstandes.

2005

  • Amor an der Quelle von Cecco del Caravaggio oder die Grenzen der Malerei

    2005 Julian Matthias Kliemann
    Die Forschung des ausgehenden 20. Jahrhunderts glaubte in Cecco del Caravaggios Amor an der Quelle „das vielleicht schamloseste Bild, das die Zeit und das künstlerische Milieu hervorgebracht haben“, vor sich zu sehen. Eine solche Interpretation allein aus der vermeintlichen sexuellen Disposition des Künstlers konnte jedoch viele Details des Bildes nicht erklären. Die Komposition verbildlicht vielmehr den Amor Dei, das Verlangen nach Gott. Wenn man eine solche Lesart des Bildes akzeptiert, enthüllt sich die Komposition insgesamt als höchst komplexe Reflexion über die Möglichkeiten und Grenzen eines realistischen religiösen Bildes.
  • Digilib: Wissenschaftliches Bildmaterial studieren und kommentieren im Internet

    2005 Raspe, Martin; Robert Casties
    Digilib ist eine speziell für Wissenschaftler entwickelte Software, die eine interaktive Arbeit mit großen Bilddateien und Ausschnitten daraus über ein Webinterface erlaubt. Mit ihr lassen sich Bilder über das Internet betrachten und mit verschiedenen Werkzeugen wissenschaftlich auswerten. Digilib wird vom Berliner MPI für Wissenschaftsgeschichte und von der Bibliotheca Hertziana – MPI für Kunstgeschichte in Rom in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und -geschichte der Universität Bern als Open-Source-Software entwickelt.

2004

  • Die Wandmalereien des Pietro Cavallini in Santa Cecilia in Trastevere: Bauaufnahme und Rekonstruktion des malerischen Dekorationssystems mit Hilfe eines Tachymeters

    2004 Schmitz, Michael
    Um 1300 übernahm Pietro Cavallini, der bedeutendste römische Maler des Mittelalters, mit seiner Werkstatt die Aufgabe, das Mittelschiff von Santa Cecilia in Trastevere mit einem umfangreichen Bildprogramm auszustatten. Die Malereien entfalteten sich auf den Wänden der etwa 500 Jahre älteren Architektur und gingen mit dieser einen bemerkenswerten Dialog ein. Von der ehemaligen malerischen Ausstattung hat sich lediglich ein Bestand von knapp zehn Prozent erhalten, der infolge zahlreicher Umbaumaßnahmen aus nachmittelalterlicher Zeit heute vom Langhaus aus nicht mehr zu sehen ist. Mithilfe eines Tachymeters konnten die noch immer vorhandenen Reste der Malereien in ihrer Lage auf den karolingischen Wänden genau erfasst werden. Zudem war es möglich, das hochentwickelte scheinarchitektonische Rahmen- und Dekorationssystem der Cavallini-Werkstatt zu rekonstruieren und es damit erstmals empirisch gesichert der kunstwissenschaftlichen Forschung zur Verfügung zu stellen.

2003

  • Bautechnisches Wissen in Italien von 1600 bis 1750: Architekten, Ingenieure, Mathematiker und Naturwissenschaftler im Vergleich

    2003 Schlimme, Hermann
    Seit dem späten 16. Jahrhundert spielte eine experimentorientierte Herangehensweise an das Verständnis der Natur eine immer wichtigere Rolle. Handwerkliche Verfahren und gerade auch die Bautechnik, wie zum Beispiel Gerüst- und Gewölbebau oder die Zubereitung von Baustoffen, wurden als Experimente mit der Natur verstanden und zum Ausgangspunkt naturwissenschaftlicher Überlegungen gemacht. Die Loslösung der Baukonstruktion von der Philologie der Antike einerseits und das Aufbrechen der restriktiven Wissensstrukturen des Gildenwesens andererseits, vor allem aber das systematische Ermitteln der physikalischen Grundlagen hinter den Techniken konstituierten bald ein alternatives, naturphilosophisch geprägtes Bauwissen. Die konkurrierenden Wissensbestände der Mathematiker und Naturphilosophen sowie der Architekten, Ingenieure und Bauhandwerker werden im Forschungsschwerpunkt "Bautechnisches Wissen im Vergleich" erstmals systematisch zusammengetragen und vergleichend analysiert.
Zur Redakteursansicht