Diagramme in den Wissenschaften der Frühen Neuzeit: Das Fallbeispiel Magnetismus

Dieses Projekt untersucht die Herstellung, Typologie und Verwendung von Diagrammen in der frühneuzeitlichen Wissenschaft. Die Fallstudie konzentriert sich auf vormoderne Versuche (1300–1650), den Magnetismus durch Diagramme darzustellen und soll damit als Blaupause für andere historische Forschungsgebiete dienen.

Nach jahrhundertelanger überwiegend logischer und semantischer Analyse in der Naturphilosophie entwickelten sich in der Frühen Neuzeit neue Formen der diagrammatischen Darstellung und neue Techniken ihrer materiellen Herstellung. Dadurch wurden Diagramme zu "einem wichtigen Werkzeug der Wissenschaft in der europäischen Renaissance" (Martin Kemp 1997).

Aber was die historischen Akteurinnen und Akteure eigentlich mit "Diagramm" meinten, welche visuellen Mittel sie einsetzten, die aus heutiger Sicht als "Diagramm" bezeichnet werden können, und wofür diese Diagramme verwendet wurden, bleibt bisher weitestgehend unerforscht. Die Annäherung an diese Fragen beinhaltet Überlegungen über die Medien, die die Diagramme "übermitteln", über die Rolle von Druckern und Künstlern, über das Zusammenspiel von Text und Diagramm, aber auch über die konzeptionellen Voraussetzungen der zugrunde liegenden Theorien sowie über die Praktiken oder Funktionen, für die die Diagramme verwendet wurden.

Warum das Fallbeispiel des Magnetismus? Dieses Forschungsfeld erweist sich als einer der wichtigsten frühneuzeitlichen Bereiche der Anwendung diagrammatischer Argumentationsformen. Wie die modernen Lehrbücher der Physik zeigen auch frühneuzeitliche Abhandlungen nicht Stücke von magnetischem Eisenerz, sondern versuchen, sichtbar gemachte experimentelle Erkenntnisse über die unsichtbaren physikalischen Eigenschaften von Magneten visuell abzubilden.

Infolgedessen stellt der Magnetismus einen der frühesten Fälle dar, in denen Experimente, Instrumente, Maschinen, mathematische Berechnungen und geometrische Abstraktionen in Diagrammen abgebildet wurden, aber nicht nur in Bezug auf geometrische Beziehungen, sondern auch hinsichtlich physikalischer Gegenstände und Kräfte.

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