Das "Zucker-Haus" des Johan Maurits von Nassau Siegen in Den Haag – frühneuzeitliche Metropole und koloniale Repräsentation im europäischen Vergleich

Albert Maximilian Fischer, M.A.

Das Dissertationsvorhaben strebt eine europäische Studie ausgehend vom Mauritshuis in Den Haag an. Das Wohnhaus des Generalgouverneurs von Niederländisch-Brasilien, Johan Maurits von Nassau-Siegen, gilt als einer der ersten klassizistischen Bauten in der niederländischen Republik. Italienische Architekturtheorie diente hier nicht nur der representatio des Bauherrn, sondern ebenso der Inszenierung der Unterwerfung von Gebieten in Übersee. Architektur, Ausstattung und Bildprogramm verankerten koloniale Besitzansprüche materiell und visuell im politischen Zentrum Den Haags.
Das Projekt geht von der These aus, dass diese beiden Aspekte nicht unabhängige Phänomene waren, sondern sich gegenseitig bedingten. Dem Entwurf einer „Neuen Welt“ wurde auf diese Weise eine „Alte Welt“ gegenübergestellt und zugleich mit italienisch-antikisierenden Formen verschränkt. Ziel der Arbeit ist es, nicht nur die Rezeption antiker Architekturformen und italienischer Traktatliteratur im niederländischen Kontext zu untersuchen, sondern darüber hinaus zu zeigen, wie sich die Konstruktion des „Eigenen“ in der Architektur mit der kolonialen Vorstellung des „Fremden“ verschränkt. Die Rückbesinnung auf klassische Formen diente dabei nicht allein der Anknüpfung an ein universales, antikes Erbe, sondern wurde zugleich Teil einer kolonialen Ordnung, in der die „Alte Welt“ als Zentrum von Zivilisation und Geschichte behauptet wurde – im Gegensatz, gar in Abgrenzung, zu einer als geschichtslos imaginierten „Neuen Welt“.

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