Das Heilige opfern. Der Abriss der religiösen Komplexe im Stadtteil Sant’Eulalia für den Bau des Teatro Massimo in Palermo (1868–1888)

Flaminia Ferlito, M.A.

Dieses Projekt untersucht eine der dramatischsten Umgestaltungen Palermos im 19. Jahrhundert: den Abriss des Stadtviertels Sant’Eulalia zugunsten des Teatro Massimo, des größten Opernhauses Italiens und Symbols der nach der Einigung entstandenen Moderne. Zwischen 1868 und 1888 wurden vier religiöse Komplexe – mitsamt ihren Kunstwerken, Klöstern und Jahrhunderten der Frömmigkeit – aus dem Herzen der Stadt ausgelöscht. Was zu verschwinden schien, verschwand jedoch nicht vollständig. Bisher unerforschte Archivquellen zeigen, dass viele der einst in diesen heiligen Räumen bewahrten Kunstwerke verstreut, verlagert und in einigen Fällen bis heute erhalten geblieben sind. Durch die Rekonstruktion der verschwundenen Kirchen und die Nachverfolgung der Wege ihrer Schätze verlagert dieses Projekt den Blick vom gefeierten Monument auf die vergessene Landschaft, die es ersetzte. So erscheint das Teatro Massimo nicht nur als bürgerliches Wahrzeichen, sondern auch als Ergebnis eines gewaltsamen Akts kultureller Auslöschung, geprägt von der antiklerikalen Politik des geeinten Königreichs Italien.

Das Forschungsprojekt wird im Rahmen des Programms „Viaggio a Palermo” durchgeführt, einer Zusammenarbeit zwischen der Bibliotheca Hertziana und der Fondazione Palazzo Butera.

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