ThingScapes: Landschaftswandel und die Herstellung historischer Evidenz in der Toskana des 18. Jahrhunderts
Dr. Luc Wodzicki
ThingScapes untersucht, wie Objekte und Landschaften historisches Wissen ko-konstituieren. Die zentrale, metahistorische These lautet: Wenn Umwelten technisch umgestaltet werden, verändern sich Status, Plausibilität und narrative Verwendung von „Dingen“ als Evidenz. Methodisch verbindet das Projekt Landschaftsgeschichte mit der Geschichte antiquarischer Praktiken, um diese Verschiebungen über verschiedene Medien (Protokolle, Zeichnungen, Sammlungen, Ausstellungen) nachzuzeichnen. Das an der Hertziana verfolgte Fallbeispiel ist das Val di Chiana, ein toskanisches Feuchtgebiet, das unter der Herrschaft der Lothringer im 18. Jahrhundert entwässert wurde. In Cortona kuratierte die Accademia Etrusca Funde wie Knochen, Werkzeuge, Inschriften und Bilder, um das sich verändernde Tal historisch lesbar zu machen – und Autorität gegenüber der Zentralpolitik auszuhandeln. Anhand von Funden wie eines vermeintlich „versteinerten“ Elefantenknochens, eines römischen Weinsiebs und einer gefälschten Polymnia-Darstellung zeigt das Projekt (1) wie materielle Praktiken (Sammeln, Messen, Wasserbau, Ausstellung) neu bestimmten, was als Evidenz galt, und (2) wie sich Objektbedeutungen in der Herausbildung einer Kulturlandschaft neu konfigurierten.
Meta-Beiträge: (a) ein übertragbares Vokabular – ThingScapes – für die Analyse von Ding-/Landschafts-Intra-Aktionen; (b) ein Modell, das infrastrukturellen Wandel mit Regimen historischen Beweises verknüpft; (c) eine Brücke zwischen kunsthistorischen Fragen zu Bildern/Sammlungen und der historischen Epistemologie von Evidenz; (d) eine mediterrane Perspektive, die lokale Wissenspolitiken in weitere Zirkulationen einbettet.