Schenkung Carl Lamb

Der Kunsthistoriker, Fotograf und Filmemacher Carl Lamb (1905–1968) studierte an den Universitäten in Berlin und München. 1935 wurde er bei Wilhelm Pinder mit einer Untersuchung Zur Entwicklung der malerischen Architektur in Südbayern in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts promoviert. Das besondere Interesse Lambs galt dabei der Frage des Lichts und der Architektur. Nachdem wohl Wilhelm Pinder ihn dazu ermuntert hatte "die Rolle des Lichtes für die barocke Raumauffassung ins Filmische zu übersetzen" (Hallinger 2005) produzierte Lamb bereits 1936, seinen ersten Film Raum im kreisenden Licht. Ein Jahr später veröffentlichte Lamb seine Ergebnisse zur Bedeutung des Lichtes in der kleinen Publikation zur Wieskirche und erhielt 1938 mit seinem aussichtsreichen Forschungsansatz, nun auf die römische Barockarchitektur gerichtet, ein Stipendium an der Bibliotheca Hertziana. Ausgelöst durch eine Reihe von Führungen begeisterte sich Lamb im folgenden Jahr jedoch so für das Thema der Wasserkünste in der italienischen Renaissancevilla, dass er eine umfassende Untersuchung zur Villa D'Este in Tivoli begann, die er, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, erst 1966 zur Veröffentlichung bringen konnte. Über sein insgesamt dreijähriges Stipendium hinaus blieb Lamb noch bis 1943 als Dolmetscher der Deutschen Luftwaffe in Rom. Als hervorragender Fotograf wurde er im August 1943 für die von Hitler angeordnete Fotokampagne "Monumentalmalerei" nach Deutschland abberufen, wo er vor allem in der Würzburger Residenz Aufnahmen schuf, die später elementare Bedeutung für den Wiederaufbau hatten. Nach dem Krieg war Lamb hauptsächlich als Fotograf tätig.

Der Bestand der Fotothek umfasst neben einer bislang nicht genau bestimmten Anzahl von Aufnahmen architektonischer, vorwiegend römischer Werke etwa 280 Fotografien, die Lamb zwischen 1938 und ca. 1943 im Rahmen seiner Forschungen, als auch ab Ende der Fünfziger Jahre in Vorbereitung der von der Bibliotheca Hertziana durch einen Druckkostenzuschuss geförderte Publikation zur Villa d'Este in Tivoli angefertigt hat. Hervorzuheben sind dabei die Aufnahmen von Brunnen mit Dekorationen und Skulpturen, die auf Grund der widrigen klimatischen Bedingungen als auch des wenig haltbaren Materials inzwischen weitgehend verloren sind.

Hinweis: Das Archiv der Negative von Carl Lamb befindet sich im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München.

Auswahlbibliografie: Die Wies, das Meisterwerk von Dominikus Zimmermann, Berlin 1937; Die Tempel von Paestum. Aufn. v. C. Lamb, mit einem Geleitw. von Ludwig Curtius, Leipzig 1944; Die Villa d'Este in Tivoli, München 1966.
Über Carl Lamb: Erwin Emmerling, "Carl Lamb und seine photographischen Aufnahmen der Wies", Die Wies (ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees, 5), 1992, S. 100–122,
Carl Lamb und seine photographischen Aufnahmen von der Wies (Stand 23.12.2018);
Friederike Klemm, "Die Inszenierung als Lebensmotor des Fotografen Carl Lamb", Restauro – Extra, 111 (April 2005), S.4–5; Johannes Hallinger, "Carl Lambs Fotografien – Zwischen Bild-Erzeugnis und Bilder-Zeugnis", ebd. S. 6–12; Johannes Hallinger, "'Ein Kunsthistoriker des Auges' und Photograph in schwieriger Zeit: Carl Lamb (1905–1968)", Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, 58/59 (2004/05 [2007]), S. 44–66.
Susanne Hepfinger, Dr. Carl Lamb. Kunsthistoriker, Filmemacher und Fotograf, 1905–1968,
Dr. Carl Lamb – Kunsthistoriker, Filmemacher und Fotograf (Stand 23.11.2018).

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