David Zagoury erhält Otto-Hahn-Medaille 2019

27. Mai 2020
David Zagoury, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, wird für seine Forschungsarbeit über den Begriff der fantasia in der italienischen Kunst und Kunsttheorie des 16. Jahrhunderts mit der Otto-Hahn-Medaille 2019 ausgezeichnet. Die Medaille prämiert herausragende Leistungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

In seiner Dissertation "The Autonomous Maker Within: Fantasia in Sixteenth-Century Italian Art Theory (1501–1568)", verteidigt an der University of Cambridge, untersucht David Zagoury einen zentralen Begriff der italienischen Kunst und Kunsttheorie der Spätrenaissance: den der fantasia. Dieses in der Poetik, Psychologie und Naturmagie verankerte Konzept positionierte sich als Gegensatz zu den strengen Regelwerken der Kunst des 15. Jahrhunderts. Es ermöglichte einer aufstrebenden Künstlergeneration Norditaliens, den bestehenden ästhetischen Wertekanon zugunsten neuer Ausdrucksformen zu unterwandern, indem sie fantasia als irrationales, animalisches und schöpferisches Prinzip verstanden. Wie die visuelle Kultur der fantasia aussah, rekonstruiert Zagoury an Bildwerken des 16. Jahrhunderts. Mithilfe interdisziplinärer Ansätze zeigt er auf, wie im Wechselspiel zwischen Bild und Text Bedeutung generiert wird. Seine Arbeit deckt bisher unerkannte visuelle Umsetzungen dieses Begriffs auf und untersucht zahlreiche Textquellen im Vergleich zur künstlerischen Produktion.

David Zagoury, PhD ist Wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung Kunstgeschichte der Neuzeit im globalen Kontext der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte und am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. Die Bibliotheca Hertziana leistet Grundlagenforschung im Feld der italienischen und globalen Kunst- und Architekturgeschichte. Sie zählt heute zu den Instituten der Geisteswissenschaftlichen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. und zu den international führenden kunstwissenschaftlichen Forschungsstätten. Das Interesse der Abteilung liegt in der globalen Vernetzung italienischer Kunst von der frühen Neuzeit bis zur Moderne, in der Erweiterung der Forschungsaktivitäten auf die Moderne und Gegenwart, in Fragen der Materialität und Medialität, sowie in der Wissenschaftsgeschichte des Faches und in der digitalen Kunstwissenschaft.

Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben, mit der Otto-Hahn-Medaille aus. Diese ist mit einem Anerkennungsbetrag von 7.500 Euro verbunden. Durch die Preisverleihung sollen besonders begabte Nachwuchswissenschaftler zu einer späteren Hochschul- oder Forscherkarriere motiviert werden. Die Auszeichnung wird jeweils während der Hauptversammlung der Max-Planck-Gesellschaft im folgenden Jahr verliehen. Dieses Jahr wird die persönliche Übergabe der Preise aufgrund der Covid-19-Pandemie auf den 19. Juni 2021 verschoben.

Dr. Marieke von Bernstorff

Press and Public Relations
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