Das Bild als Methode

Zu verstehen, wie Bildherstellung zu einer Heuristik werden kann, die Sehen und Handeln miteinander verknüpft und dadurch Beobachtung nicht nur als passive Erfahrung begreift, sondern vielmehr als aktive Beteiligung und Intervention – dies wird den Schwerpunkt unserer Untersuchungen in dieser letzten Projektphase bilden. Während wir in den vergangenen fünf Jahren verschiedenste Medien untersucht haben, von Handschriftenillustrationen bis hin zu gedruckten Bildern aus Holzschnitten und Kupferstichen, werden wir uns in dieser Projektphase besonders auf die Praktiken statt auf die Endprodukte der Visualisierung konzentrieren. Insbesondere hat uns unsere fortlaufende Untersuchung spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bilder dazu veranlasst, das Zeichnen als ein außerordentlich wirkungsvolles Mittel zur Anregung und Verfeinerung von Beobachtungspraktiken zu untersuchen, unabhängig davon, ob diese Praktiken eher künstlerischer oder wissenschaftlicher Natur sind. Das Zeichnen erfordert im Gegensatz zum Holzschnitt oder Kupferstich nur minimale Werkzeuge und kann (fast) überall ausgeführt werden. Es zeichnet sich somit durch eine Unmittelbarkeit aus, die anderen frühneuzeitlichen Bildherstellungstechniken fehlt. Wir werden die Zeichenpraktiken der Frühen Neuzeit mit moderneren Bildgebungsverfahren vergleichen, um besser zu verstehen, wie Bilder als Methode wissenschaftlicher Untersuchung fungieren.

Zur Redakteursansicht