Santa Maria di Monserrato in Rom: Akteure, Kulte, Kunstpatronage
Susanne Kubersky-Piredda and Sílvia Canalda Llobet

Santa Maria di Monserrato ist eine von etwa fünfzig Nationalkirchen, die im frühneuzeitlichen Rom von landsmannschaftlich organisierten Bruderschaften geführt wurden. Der Bau wurde ab 1518 für Untertanen der Krone von Aragonien nach dem Vorbild von – aber auch in Konkurrenz zu – der Kirche San Giacomo degli Spagnoli an der Piazza Navona errichtet, die bereits seit 1450 der Gemeinschaft der Kastilier zur Verfügung stand. Die Mitglieder der unter dem Borja-Papst Alexander VI. gegründeten Bruderschaft von Santa Maria di Monserrato waren nach ihren Herkunftsgebieten geordnet, darunter Katalanen, Aragonesen, Mallorquiner, Valencianer und Sarden. Die Statuten legten genau fest, welche Gruppe in der Versammlung wie viel zu sagen hatte. Die Bruderschaft ging zurück auf zwei älteren Pilgerhospize, die von privaten Stifterinnen aus Barcelona und Mallorca Mitte des 14. Jahrhunderts gegründet worden waren. Da die Kirche ausschließlich durch private Spenden finanziert wurde, zog sich der Bau über viele Jahre hin. Der Altar wurde 1594 geweiht, aber die Apsis mit dem der Kirchenpatronin geweihten Altarbild, das sich heute in Genzano di Roma befindet, wurde erst 1675 fertiggestellt. 1807 wurden San Giacomo degli Spagnoli und Santa Maria di Monserrato zu einer einzigen spanischen Nationalkirche vereint. Die Kirche an der Piazza Navona wurde aufgegeben und der Großteil ihrer künstlerischen Ausstattung in die Kirche der aragonesischen Gemeinde verlegt, die daraufhin den neuen Namen Iglesia Nacional Española de Santiago y Montserrat erhielt.
Der kurze historische Abriss zeigt bereits, dass Santa Maria di Monserrato eine facettenreiche Institution ist, deren Geschichte im Laufe der Jahrhunderte durch einen ständigen Wandel der Identitäten und Einflüsse geprägt war. Die Dynamiken innerhalb der Bruderschaft hingen oft von politischen Machtspielen ab und fanden ihrerseits Widerhall in der Kunstpatronage und in der materiellen Kultur der Institution. Einzelpersonen, Familien und regionale Gruppen versuchten, ihre jeweiligen Interessen zu verwirklichen und gerieten nicht selten in Konflikt miteinander. Obwohl die Bruderschaft nach außen hin im Zeichen ihrer Schutzheiligen, der Muttergottes von Monserrat geeint auftrat und mit den anderen karitativen Einrichtungen, die sich in der Gegend um die Via Giulia und die Via dei Pellegrini angesiedelt hatten, interagierte, war sie in ihrem Inneren alles andere als eine homogene Gemeinschaft. Neben der Verehrung für die Madonna von Monserrat wurden in den einzelnen Kapellen regionale Kulte gepflegt, wie die Unserer Lieben Frau auf dem Pfeiler oder des Heiligen Raymond von Peñafort, der Unbefleckten Empfängnis und – ab dem 19. Jahrhundert – des Heiligen Jakobus des Älteren.
Das transdisziplinäre Forschungsprojekt widmet sich den komplexen Dynamiken, die die Bruderschaft von Santa Monserrato ausmachten und die sich in der künstlerischen Ausstattung der Kirche bis heute ablesen lassen. Insbesondere geht es um Kontinuitäten und Büche, Allianzen und Rivalitäten und deren Visualisierung in Altären, Skulpturen, Grabmonumenten, liturgischen Geräten, aber auch ephemeren Objekten, wie sie bei Festen und Prozessionen zum Einsatz kamen.