Antonio Tempesta, Karte der Stadt Rom (Detail), 1645, Kupferstich, 105 x 240 cm. New York, Metropolitan Museum of Art (Foto Public Domain)

Inter-Nationales Rom  

Topographie der kollektiven Identitäten in der Via Giulia

Mit dem Bau der Via Giulia ab 1508 im Auftrag Papst Julius' II. und nach Entwürfen Donato Bramantes sollte eine Verbindungsachse zwischen dem Vatikan und den wichtigsten städtischen Verwaltungsgebäuden geschaffen werden. Zu den weiteren Funktionen der neuen Straße gehörte die Leitung und Unterbringung von Pilgern, die Rom besonders anlässlich der Heiligen Jahre zu Hunderten überfluteten. Aus diesem Grund siedelten sich an der Via Giulia und in den angrenzenden Straßen zahlreiche von Fremdengemeinschaften geführte Hospize, Oratorien und Kirchen an, darunter diejenigen der Florentiner, Sienesen, Neapolitaner, Bologneser, Brescianer, Katalanen oder Engländer.
 
Aufbauend auf dem grundlegenden Buch von Salerno, Spezzaferro und Tafuri (1973) nimmt dieses Forschungsprojekt die sozialen und performativen Aspekte in den Blick, die sich aus der Koexistenz der vielen landsmannschaftlichen Institutionen ergaben, sowie deren Einfluss auf die visuelle Kultur der Zeit. Die religiösen, politischen und karitativen Implikationen der Gestaltung und Beanspruchung urbanen Raumes durch die Nationen sollen am Beispiel des spezifischen und eng umrissenen topographischen Kontextes der Via Giulia untersucht werden. Die eingehende Analyse von Personen und Netzwerken soll zudem Aufschluss über die Verwaltungsstrukturen der karitativen landsmannschaftlichen Einrichtungen geben, aber auch über ihre Interaktion mit anderen Institutionen innerhalb und außerhalb Roms. Wissenschaftler*innen, die sich mit den Fremdengemeinschaften und den Nationalkirchen der Via Giulia beschäftigen, sind herzlich eingeladen, mit uns in Dialog zu treten. 


Beteiligte Projekte

Gloria Antoni, Ph.D.
Am Ende ihrer Promotion zu Jacopo Zucchi an der Università di Roma Tre angelangt, arbeitet Gloria Antoni als Praktikantin an dem Projekt Roma communis patria mit. Im Zentrum ihrer Forschungen befinden sich die Florentinische Gemeinschaft und ihre Nationalkirchen in Rom. Im Rahmen des Projekts Roma inter-nazionale: topografia delle identità collettive di Via Giulia beschäftigt sie sich vor allem mit den Beziehungen zwischen der Bruderschaft von San Giovanni dei Fiorentini und anderen Vereinigungen mit nationalem Charakter. Hierbei werden die jeweiligen künstlerischen Aufträge, Prozessionen, das liturgische Mobiliar sowie zu Pferd genutzte sakrale Objekte aus dem 16. bis 17. Jahrhundert untersucht.

Ksenia Yurina, B.A.
Ksenia Yurina konzentriert sich in ihrer Forschung auf das städtebauliche Projekt der Via Giulia und den wesentlichen Beitrag, den die nationes zu dessen Entwicklung im Laufe des 16. Jahrhunderts geleistet haben. Im Besonderen werden die Bruderschaften der Sieneser und Neapolitaner sowie ihre Rolle als Auftraggeber für die künstlerische Ausstattung der entsprechenden, in direkter Nachbarschaft positionierten Kirchen in den Blick genommen. Die während der Mitarbeit an dem Projekt Roma communis patria erzielten Ergebnisse werden in Ksenia Yurinas Masterarbeit einfließen, die durch Prof. Elisabeth Oy-Marra an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz betreut wird.

Publikationen

Giuseppe Bonaccorso, "La chiesa dei Ss. Faustino e Giovita dei Bresciani a Roma. La storia dell’area del palazzo dei Tribunali tra contese e progetti: da Bramante a Carlo Fontana", RIHA Journal 0239, in Constructing Nationhood in Early Modern Rome, hg. v. Susanne Kubersky-Piredda u. Tobias Daniels, Special Issue RIHA Journal, 0237–0243 (2020).

Maurizia Cicconi, "E il papa cambiò strada. Giulio II e Roma. Un nuovo documento sulla fondazione di via Giulia", Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana, 41 (2013/14) [2017], S. 227–259.

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