Rome Contemporary
Die Forschungsinitiative Rome Contemporary hat sich zum Ziel gesetzt, den Stellenwert Roms im Kunstfeld des 20. und 21. Jahrhunderts neu zu evaluieren. Für diesen Zeitraum etablierte sich einerseits das Narrativ einer Peripherisierung der Stadt, andererseits bestand die selbstbezügliche Formel einer historischen Sonderstellung fort. In Auseinandersetzung mit bisherigen kunsthistorischen Deutungsmustern unterstützt Rome Contemporary innovative Forschungen über die römische Kunstszene unter Berücksichtigung ihrer translokaler Verflechtungen.

Ausgehend von der Stadt Rom lädt die Forschungsinitiative dazu ein, Produktionen der bildenden Kunst und angrenzender Bereiche hinsichtlich der partikularen Bedingungen ihrer Entstehung, Veröffentlichung, und Zirkulation in den Blick zu nehmen. In Abgrenzung von universalisierenden historiographischen Tendenzen, die durch die Zunahme globaler Perspektiven in der Kunstgeschichte der Gegenwart Verbreitung finden, legt Rome Contemporary den Fokus auf idiomatische Aspekte; auf die räumliche, zeitliche und kulturelle Situiertheit ihrer Gegenstände.
Zugleich ist die Initiative jedoch darauf ausgerichtet, ein verkürztes Verständnis von Lokalität aufzubrechen. Der Topos Roms als Palimpsest verdichteter Geschichte wird mit dem Geflecht reziproker Austauschprozesse, die die Stadt translokal verbunden haben und verbinden, in Spannung gesetzt. Auf diese Weise fordert Rome Contemporary dazu auf, die verschiedenen Referenzrahmen der römischen Kunstszene im 20. und 21. Jahrhundert zu präzisieren und zu erweitern. Ausgehend von dieser Neuperspektivierung ermöglicht und fördert die Initiative zudem eine fortlaufende Diskussion über die historiographischen Konventionen, Kanons und Strukturen, die der zeitgenössischen Kunstgeschichte Italiens zugrunde liegen.

Im Rahmen von Rome Contemporary wird ein breites thematisches Spektrum verhandelt, darunter künstlerische und kuratorische Praktiken, Kunstkritik und Publizistik; Kunstkollektive und Netzwerke; öffentliche und private Sammlungen; Kunstmarkt und Institutionsgeschichte; Geschichte des faschistischen Regimes und seine Nachwirkungen; Kolonialismus, Weltkriege und Migration; Urbanismus und öffentlicher Raum; Terrorismus; Italian Theory; Feminismus; Ökologie; die Übergänge vom Fordismus zum Postfordismus und die Wechselwirkungen von Globalisierung und Kunstproduktion; Narrative und Methoden der Historisierung; künstlerische beziehungsweise kunsthistorische Zeit- und Geschichtskonzepte.
Mit ihrer Frage nach den vielfältigen räumlichen, zeitlichen und kulturellen Verstrickungen der römischen Kunstszene im 20. und 21. Jahrhundert dient Rome Contemporary als Forschungsplattform und verbindet verschiedene Perspektiven auf die Stadt durch folgende Formate:
- ein wissenschaftliches Programm, das neben den individuellen Forschungsprojekten der Mitarbeitenden auch Vorträge, Workshops, Lesegruppen sowie Seminare am Institut und in situ umfasst;
- eine digitale Initiative, die kunsthistorisch relevante Text-, Bild-, Ton- und Video-Materialien nach neuen Standards archiviert und der Forschung zur Verfügung stellt;
- künstlerische Interventionen, die sich mit den Beständen des Instituts auseinandersetzen und dessen Räumlichkeiten temporär neu bespielen.