Faktizität und Gebrauch früher Fotografie

Dr. Tatjana Bartsch

Als flexibles Medium ist die Fotografie anpassungsfähig an neue historische, kulturelle oder ästhetische Gegebenheiten. Fotografien begegnen als dinglich materielle Artefakte, etwa als belichtete Metallplatte oder als Vergrößerung auf Fotopapier ebenso wie als immaterielle Projektion oder Digitalaufnahme. Gefragt wird nach der Beziehung von Faktizität im Sinne der individuellen, dinglichen Verfasstheit der einzelnen Fotografie und ihren verschiedenen kontextuellen Ebenen – denen der Herstellung einerseits und denen der Präsentation und des Gebrauchs andererseits. Die Faktizität berücksichtigt die dreidimensionalen, materiellen Qualitäten gleichberechtigt neben ihren visuellen, zweidimensionalen. Zugleich besitzt sie auch eine zeitliche Dimension, denn viele der spezifischen Besonderheiten etwa eines Fotopositivs (Abmessungen, Montage auf Karton, Beschriftungen, Kolorierungen, Nutzungsspuren und Einschreibungen) sind erst durch sich wandelnde Gebrauchskontexte oder Alterungsprozesse entstanden – Faktizität und Gebrauch bedingen sich mithin gegenseitig. Das Forschungsprojekt widmet sich der Vielfalt der materiellen Erscheinungsformen der Fotografie in ihrer Frühzeit, das heißt in etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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