Tanti auguri für Christoph Luitpold Frommel

25. September 2023

Christoph Luitpold Frommel feiert am 25. September 2023 seinen 90. Geburtstag. Der gebürtige Heidelberger hatte bereits nach seiner Münchner Promotion bei Hans Sedlmayr als Stipendiat und Assistent prägende Jahre an der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte verbracht, die in erster Linie seinem Opus Magnum, dem Römischen Palastbau der Hochrenaissance gewidmet waren, womit er sich in Bonn habilitierte. Nach Jahren als Hochschullehrer in Bonn sowie einer Gastprofessur in Princeton wurde er 1980 als Nachfolger von Wolfgang Lotz neben Matthias Winner zum Direktor der Bibliotheca Hertziana berufen. Nach der Emeritierung 2001 verlieh ihm die römische Universität Sapienza eine Ehrenprofessur. Der Stadtrat von Rom ernannte ihn 2019 zum Ehrenbürger der Stadt Rom, als fünften Deutschen seit 1870 – und, nach Richard Krautheimer – zweiten Mitglied der Bibliotheca Hertziana.

Frommels Forschungen zur Architektur der Renaissance, namentlich sein „Palastbuch“, haben das wissenschaftliche Feld sowohl in der Wahl der Gegenstände – als Gattung war der Palastbau noch unerforscht – als auch methodisch revolutioniert. Sein minutiöses Studium archivalischer Quellen und bauarchäologischer Befunde, heute selbstverständlich, war damals Neuland. Als einer der ersten begriff er Architektur nicht als rein formal-ästhetische Aufgabe, sondern als Ergebnis des Wirkens unterschiedlichster Akteure und Interessen, insbesondere der Auseinandersetzung zwischen Auftraggeber und Künstler. Soziale Konstellationen und technisch-praktische Erwägungen fließen in die Diskussion ebenso ein wie individuelle Vorstellungen und Ambitionen großer Persönlichkeiten, zu denen er – das ist Teil seiner Singularität – als weitere Partei auf Augenhöhe hinzutrat. Mit den bisherigen deutschen Ehrenbürgern Roms wie Ferdinand Gregorovius und Theodor Mommsen verbindet Frommel die Tradition der geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung, zu deren auf dem Gebiet der Architekturgeschichte unangefochtenem Zentrum er die Hertziana während seiner mehr als zwanzigjährigen Amtszeit machte. In diese Jahre fielen auch die wichtigen Entscheidungen über den Bibliotheksneubau, den Frommel mit strategischem Weitblick und diplomatischen Geschick auf den Weg brachte. Er lebt und arbeitet weiterhin in Rom. Herzlichen Glückwunsch!

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