Die Gartenkultur des antiken Rom wiederentdecken

Das lukullische Nymphäum der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte

Aufruf zur Förderung

Das Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom hütet einen archäologischen Schatz. Private Förderung könnte ihn der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Vor mehr als einem Jahrhundert gründete Henriette Hertz, eine visionäre Mäzenin der Künste und Wissenschaften, die Bibliotheca Hertziana, ein international renommiertes Forschungsinstitut für Kunstgeschichte. Heute gehört es zur Max-Planck-Gesellschaft, Deutschlands führender Wissenschaftsorganisation. Die Bibliotheca Hertziana begann ihre Tätigkeit im ehemaligen Künstlerhaus des Renaissance-Malers Federico Zuccaro. Schon dieser hatte den Wunsch gehegt, seinen Palazzo als Akademie für aufstrebende junge Kunstschaffende aus Italien und dem Ausland einzurichten.

Auf dem Pincio-Hügel gelegen und von der Spanischen Treppe die Ewige Stadt überschauend hat die Bibliotheca Hertziana Generationen von jungen Forschenden aus aller Welt gefördert. Das dynamische Institut wuchs schnell über seine ursprünglichen Räumlichkeiten hinaus. Dank öffentlicher und privater Finanzierung erweiterte der spanische Architekt Juan Navarro Baldeweg vor einem Jahrzehnt die Bibliothek um ein Juwel zeitgenössischer Baukunst.

Während der Bauarbeiten wurden zehn Meter unter der Erde bedeutende Überreste eines antiken Nymphäums ausgehoben. Die aufwändig verzierte Architektur war geschaffen worden, um in einer Villa das Wasser der Aqua Virgo zu genießen. Dieses entstammte dem Aquädukt, das noch heute einige der Wahrzeichen des Stadtzentrums wie den Trevi-Brunnen speist.

Das Nymphäum der Bibliotheca Hertziana war Teil einer weitläufigen luxuriösen Gartenanlage. Diese wurde von Lukull, dem General, Staatsmann und Mäzen der Künste und Wissenschaften, im ersten Jahrhundert vor unserer Zeit in Auftrag gegeben. Der Historiker Plutarch pries sie als eine der prächtigsten Roms. Bis zum Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeit wurde das lukullische Nymphäum mehrmals verschönert und verändert. Heute weist die archäologische Stätte Wände in opus reticulatum auf, eine massive Ziegel-Exedra, grottenartige Nischen, die einst eine Allee flankierten, ein hydraulisches System, das damals ein majestätisches marmorverkleidetes Fischbecken speiste, und Tongefäße für Gartenpflanzen, die archäobotanisch identifiziert worden sind.

Das Nymphäum ist außerdem reich an Kunst: Zu entdecken sind eine rotgrundige, mit Pflanzen und Tieren freskierte Wand, Fragmente von Marmorskulpturen, architektonischer Bauschmuck und vor allem eine lange Wand, dekoriert mit Mosaiken, die von der idyllischen Nil-Landschaft inspiriert sind. Die Mosaike stellen architektonische Schreine, die die Nischen einrahmen, perspektivische Säulenpaare und stehende Figuren, gedrehte Säulen, Lotusblumen, Ibisse, Amoretten und den Gott Anubis dar. Die goldenen Glas-tesserae gehören zu den frühesten, die man kennt.

Diese kostbaren Überreste vermitteln einen lebendigen Eindruck der opulenten, raffinierten und orientalisierenden Villen- und Gartenkultur des antiken Rom.

Dank ingenieurtechnischer Meisterschaft, die an jene der vergangenen Terrassengärten des Lukull erinnert, schweben die neuen offenen Etagen der Bibliotheca Hertziana über dieser bedeutenden archäologischen Ausgrabung, die bisher für die Öffentlichkeit unzugänglich geblieben ist.

Aufgrund anhaltenden Interesses an dieser Stätte ist das Max-Planck-Institut bestrebt, dieses einzigartige Erbe dem lokalen und internationalen Publikum zugänglich zu machen. Die römische Denkmalpflege begrüßt dieses Vorhaben, und das Deutsche Archäologische Institut hat seine erstklassige wissenschaftliche Expertise zugesichert.

Das Architekturbüro Da Gai, dem die Ausführung von Baldewegs Neubau über dem Nymphäum zu verdanken ist, hat bereits eine Konzeptstudie für den Zugang und die Ausstellungsinfrastruktur erarbeitet. Damit soll dem Publikum ein sicherer Zutritt zur Ausgrabung sowie ein lehrreicher Rundgang geboten werden.

Die vollständige Erschließung dieses archäologischen Schatzes erfordert eine besondere gemeinsame Anstrengung und kann nur mit privater Förderung
verwirklicht werden. Die Bibliotheca Hertziana sucht aktiv nach Mäzeninnen und Mäzenen der Künste und Wissenschaften, die in der Tradition von Lukull, Zuccaro, Hertz und den Sponsoren des Neubaus dieses ehrgeizige Vorhaben ermöglichen wollen.
 Durch die Unterstützung der archäologischen Forschung, der Restaurierung, der Einrichtung des Zugangs und der Ausstellung sowie der Öffentlichkeitsarbeit wird das Sponsoring eine zentrale Rolle für die Wiederentdeckung des lukullischen Nymphäums spielen.

Dank der Förderung kann dieser archäologische Schatz zugänglich gemacht werden, damit Besucherinnen und Besucher verstehen und erleben können, wie die Römer sich die Natur vorstellten und sie in der Hauptstadt der antiken Welt vor zweitausend Jahren genossen.

Für weitere Auskünfte bitte Kontakt aufnehmen mit

Prof. Dr. Tristan Weddigen
Direktor
Bibliotheca Hertziana – Max Planck Institute for Art History
Via Gregoriana 28
00187 Rom

tristan.weddigen@biblhertz.it

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