Gabriele Fichera

Über viele Jahrzehnte war die Einrichtung eines Fotostudios und eines Fotolabors an der Bibliotheca Hertziana zur Durchführung von Kampagnen und für Reproaufnahmen ein dringendes Desiderat. Im Jahr 1971 begann Gabriele Fichera, die eine dreijährige fotografische Ausbildung in Salzgitter und Braunschweig absolviert und zuvor in Berlin als Reprofotografin gearbeitet hatte, ihre Tätigkeit als festangestellte Fotografin des Instituts. Bis 2014, als sie in den Ruhestand trat, hat sie für die Bibliotheca Hertziana ca. 65.000 Aufnahmen auf Polyesterfilmen aller Formate sowie seit 2005 in digitaler Technik angefertigt. Dieses fotografische Lebenswerk, das eine umfassende Dokumentation der römischen Kunst und Architektur von der Spätantike bis ins 21. Jahrhundert darstellt, wird durch zahlreiche Dias, Abzüge, Scans, Digitalisierungen, digitale Nachbearbeitungen, Eventfotografien und vieles mehr ergänzt und bereichert.
Ihr Haupt-Tätigkeitsfeld betraf zunächst Fotokampagnen zu Architektur und urbanen Zusammenhängen in Rom und Latium. Aus den 1970er Jahren stammt die große Kampagne zur Dokumentation des römischen Stadtviertels Trastevere. Das Projekt, die römischen Kirchen möglichst lückenlos zu dokumentieren, wurde ebenfalls in diesen Jahren begründet. In diesen Bereich gehören auch die Fotokampagnen, die in direkter Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts entstanden sind. Hier sind insbesondere die Forschungen des ehemaligen Direktors Christoph Luitpold Frommel zu nennen, die sie durch eine Vielzahl von Aufnahmen insbesondere von römischer Palastarchitektur unterstützte. Zu Beginn der 1980er Jahre erweiterte sich der Arbeitsbereich von Gabriele Fichera durch Studioaufnahmen nach zweidimensionalen Vorlagen. Im Rahmen des Projekts "Stichwerke" fertigte sie viele tausend Fotografien nach Originalgrafik aus den Beständen der Bibliothek und des Kunstbesitzes des Instituts sowie anderer Sammlungen an. Im Zusammenhang mit dem institutionellen Sammlungsschwerpunkt zu figürlichen, Architektur- und Antikennachzeichnungen dokumentierte sie 1988 die in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrten umfangreichen Konvolute der Künstlerwettbewerbe des 17. bis 19. Jahrhunderts erstmals vollständig. In die langjährige Tätigkeit von Gabriele Fichera fiel der Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie. Ab 1971 verwendete die Fotografin eine Linhof-Fachkamera, sowohl für den Studiobereich (9×12 cm Planfilme) als auch für Außenaufnahmen (mit Aufsatz für 6×7 cm Rollfilme). Für Kampagnen, die eine flexible und leichte Handhabung der Ausrüstung erforderten, bediente sie sich einer Leica. Nach über dreißigjähriger analoger Fotografie kamen ab 2005 ausschließlich Digitalkameras der Marken Canon, Hasselblad und Sinar zum Einsatz.

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