
Fremdengemeinschaften im Hafenviertel von Neapel
Dynamiken, Netzwerke, Kunstpatronage während des spanischen Vizekönigreichs
Zur Zeit des spanischen Vizekönigreichs entstanden in Neapel, einem Handelsknotenpunkt im Herzen des Mittelmeers, zahlreiche Kongregationen und Bruderschaften, die von Gruppen von Fremden gemeinsamer Herkunft unterhalten wurden. Aufgrund der überwiegend kommerziellen Interessen ihrer Mitglieder errichteten diese karitativen Einrichtungen ihre Kirchen und Oratorien hauptsächlich im Hafengebiet.

Das Gebiet entwickelte sich zu einem dicht besiedelten, multikulturellen Viertel, in dem Fremde aus aller Welt in unmittelbarer Nähe zueinander lebten und arbeiteten.
Anders als in Rom, wo die Fremdengemeinschaften sich größtenteils aus Geistlichen und Kurienangestellten zusammensetzten, waren die Mitglieder der ‘nationalen’ Bruderschaften in Neapel hauptsächlich Kaufleute, Handwerker und Soldaten. Neben den Spaniern, die direkte Beziehungen zum Vizekönigshof unterhielten, gehörten die Genueser und Florentiner zu den einflussreichsten Gruppen. Aber auch andere nationes schlossen sich zu Bruderschaften zusammen, darunter die Deutschen und die Lombarden.
Dieses Projekt untersucht die Kunst und materielle Kultur dieser Gemeinschaften mit Blick auf das Zusammenspiel zwischen importierten und lokalen Traditionen und untersucht, wie künstlerische Merkmale als visuelle Manifestationen komplexer kollektiver Identitäten fungieren konnten.