Jenseits von Regalen und Papier: Steinuntersuchungen in der Spätrenaissance
Alexandre Claude, M.A.
Dieses Projekt beabsichtigt die Untersuchung der Natur in der frühen Neuzeit besser zu verstehen. Dabei geht es nicht nur um das Sammeln, Ausstellen und Beschreiben von Steinen in Museen und Büchern, sondern auch um die zunehmende Verwendung von schönen Steinen in privaten und öffentlichen Gebäuden und Sammlungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. So wurden die Gesteine deutlicher sichtbar gemacht und das Interesse am Studium von Gesteinen und Mineralien gefördert. Damit werden Naturaliensammlung, Wunderkammer, städtische Gebäude und naturgemäße Landschaft studiert, als Räumlichkeiten der Wissensproduktion.
Der zweite Forschungsschwerpunkt dieses Projekts ist die Studie von Zeichnungen und Darstellungen von Steinen, um besser verstehen, wie Natur betrachtet wurde. Die Steine schienen unveränderlich und langlebig im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren. Die Nützlichkeit des Zeichnens wurde in Frage gestellt, wie der berühmte Bologneser Naturforscher Ulisse Aldrovandi es formulierte: „Es ist nicht notwendig, sich anzustrengen, um Steine zu zeichnen; man muss sie nur trocken mit sich führen.“ Viele Steinabbildungen wurden trotzdem sorgfältig hergestellt, aufbewahrt und studiert. Die Betrachtung dieser unzureichend erforschten Werke und Praktiken wird ergänzende Aspekte der Naturforschung der Spätrenaissance offenbaren.