Mapping Sacred Spaces
Formen, Funktionen und Ästhetik im mittelalterlichen Süditalien
Das Projekt betreibt Grundlagenforschung zu mittelalterlichen Sakralräumen in Süditalien (11.–14. Jahrhundert) mit fortschrittlichen Methoden. Kernanliegen sind der Aufbau einer innovativen Datenbank und die Entwicklung von Rekonstruktionsvorschlägen für verlorene oder stark veränderte liturgische Ausstattung in mittelalterlichen Kirchenräumen. Im Rahmen des Projekts kommen eine Reihe von Erkenntnisinstrumenten an der Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaften sowie experimentelle digitale Technologien zum Einsatz.

Das Projekt befasst sich mit der Untersuchung des Sakralraums in der mittelalterlichen Architektur Süditaliens, einer Region, die während des gesamten Mittelalters durch den regen Austausch verschiedener Kulturen, Religionen und künstlerischer Traditionen geprägt war. Im Zentrum steht die Erforschung der Binnengliederung des sakralen Raums gemäß seiner rituellen Nutzung. Für die räumliche Organisation und die Wahrnehmung des Sakralen spielten monumentale liturgische Ausstattungselemente (Chorschranken, Kanzeln, Altäre) eine grundlegende Rolle. Diese sind heute fast vollständig verloren, wurden abgebaut oder werden außerhalb ihres ursprünglichen Kontexts aufbewahrt. Die Rekonstruktion und Analyse dieser liturgischen Ausstattungselemente hinsichtlich Form, Funktion und Ästhetik gehört zu den vorrangigen Zielen des Projekts.

Was die Rekonstruktion von sakralen Räumen und liturgischer Ausstattung angeht, ist Süditalien im Vergleich zu anderen Kulturlandschaften bis heute – abgesehen von einigen wenigen Untersuchungen zu einzelnen Bauten – noch weitgehend unerforscht. Der Forschungsansatz des Projekts verbindet Archäologie und Kunstgeschichte mit digitalen Technologien. Er reicht von archäometrischen Methoden über die Untersuchung von Materialien und handwerklichen Techniken bis hin zur Analyse des Zusammenspiels von Raum, Bild und kultisch-ritueller Handlung. Das Projekt bringt Disziplinen in Dialog, die üblicherweise kaum Austausch untereinander pflegen, und verfolgt das Ziel, das Verständnis der Herstellung und Gestaltung, der Funktionsweise sowie der Wahrnehmung des sakralen Raums im Mittelalter zu fördern.

Im Rahmen des Projekts werden derzeit die materiellen und dokumentarischen Zeugnisse monumentaler liturgischer Ausstattungen aus dem 11.–14. Jahrhundert in Süditalien erforscht und katalogisiert. Die gesammelten Daten werden in einem digitalen Archiv geordnet, das als Instrument für weitere Forschungen dient. Zwischenziel ist die Erstellung eines Korpus der liturgischen Ausstattungsgegenstände und ihrer Bestandteile, einschließlich detaillierter Informationen zu den verwendeten Materialien, Techniken und ornamentalen Motiven. Die Datenbank des digitalen Archivs entspricht den aktuellen Standards des Semantic Web und der Linked Open Data. Sie ist an die spezifischen Anforderungen des Forschungsprojekts angepasst und ist operativ. Derzeit wird das Archiv von einer Gruppe von Forscher*innen bearbeitet und stetig erweitert. Alle Daten sind in einer digitalen Kartografie verankert, die von der Makroebene (territorial) bis zur Mikroebene (Architekturfragmente und dekorative Motive) abgefragt werden kann. Für ausgewählte Monumente wird bei ausreichenden Quellen eine digitale Rekonstruktion des sakralen Raums durch mehrdimensionale 3D- und 4D-Modellierung erarbeitet.
