Italien im globalen Kontext
Der Forschungsschwerpunkt Italien im globalen Kontext strebt an, das Verständnis der italienischen Kunst der Frühen Neuzeit und der Gegenwart neu zu betrachten, indem künstlerische Entwicklungen untersucht werden, die sich außerhalb der vorwiegend urbanen Zentren der italienischen Halbinsel vollzogen haben. Damit wird das Paradigma der Zentralität von Kunstmetropolen gegenüber untergeordneten Peripherien in Frage gestellt und stattdessen eine pluralistische Sichtweise mit Blick auf ein globales Verständnis vorgeschlagen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Lateinamerika und seinen Umgestaltungen des Barock, der an der Abteilung auf Forschungen zu den Wechselwirkungen zwischen Rom und dem Vizekönigreich Peru im 17. Jahrhundert sowie auf der lateinamerikanischen Übernahme deutschsprachiger Kunstwissenschaft im 20. Jahrhundert aufbaut. Die Abteilung hat eine frei zugängliche Sammlung von 13.000 Fotografien aufgebaut, die 6.000 Objekte der lateinamerikanischen Kunst und Architektur von der vorkolonialen Zeit bis zur Gegenwart dokumentiert.
Darüber hinaus wird in Bezug auf das ventennio fascista die Frage nach den imperialistischen Aspekten der modernen Architektur, des Urbanismus und der Kunst in den von Italien besetzten Gebieten untersucht. Anhand eines Vergleichs mit den Regionalismen in Staaten wie Brasilien und Argentinien, die gegen einen westlich-modernistischen "Neokolonialismus" kämpften, kann die faschistische Kolonialarchitektur als regionalistische Konstruktion des Anderen betrachtet werden. So kann ein komplexeres Bild der globalen Modernismen zu einer neuen politischen Kunstgeografie beitragen. Der Forschungsschwerpunkt umfasst die Forschungseinheit Decolonizing Italian Visual and Material Culture: From Nation Building to Now und die Max-Planck-Partnergruppe Sport, Body, and Race in Fascist Visual Culture.
