Italien im globalen Kontext

Melchiorre Cafà, "Selige Rosa von Lima/Blessed Rose of Saint Mary" (1665). Marmor/Marble. Lima, Convento Máximo de Nuestra Señora del Rosario, also called Convento de Santo Domingo. Foto TW, 2014
Ziel des Forschungsschwerpunktes Italien im globalen Kontext ist es, einen neuen Zugang zur frühneuzeitlichen Kunst Italiens zu schaffen, indem das Hauptinteresse künstlerischen Entwicklungen außerhalb der italienischen Halbinsel und ihrer urbanen Zentren gelten soll. Der Forschungsschwerpunkt stellt das Paradigma der Bedeutung künstlerischer Zentren und der nachfolgenden Rezeption deren bahnbrechender Innovationen in der untergeordneten Peripherie infrage und schlägt stattdessen ein pluralistisches Bild hin zu einem globalen Verständnis vor. Im Mittelpunkt steht Lateinamerika und seine idiosynkratischen Formen der Neuerfindung des Barock. Das frühneuzeitliche Rom der Kirche und der Orden werden hier als Zentrum einer ästhetisch gestützten Missionierung und Kolonialisierung der neuen Welt betrachtet. Damit wird die aktuelle iberozentrische Geschichtsschreibung relativiert und mit Blick auf Verhandlungs- und Übersetzungsprozesse in Rom und in den iberischen Kolonien eine eurozentrische Sicht problematisiert. Die Abteilung knüpft mit dem Schwerpunkt an vorangegangene Forschungen zu den Wechselwirkungen zwischen Rom und dem Vizekönigreich Peru im 17. Jahrhundert sowie zur lateinamerikanischen Aktualisierung und Erneuerung deutschsprachiger Kunsttheorie und Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert an.
Darüber hinaus soll in Bezug auf den ventennio fascista die Frage nach den imperialistischen Aspekten der modernen Architektur, des Städtebaus und der Kunst in den von Italien besetzten Gebieten nachgegangen werden. Anhand eines Vergleichs mit Regionalismen in jungen Nationen wie Brasilien und Argentinien, die gegen einen westlichen modernistischen 'Neokolonialismus' ankämpften, lassen sich einerseits faschistische Kolonialarchitektur als regionalistische Konstruktionen des Anderen beobachten. Auf der anderen Seite lässt sich ein komplexeres Bild der globalen Modernismen als ein Beitrag zu einer politischen Kunstgeografie erarbeiten.